Brief am 4. September 2008
an die
Stadtverwaltung Welzheim
Kirchplatz 3
73642 Welzheim
Sehr geehrte Damen und Herren des Welzheimer Gemeinderats,
lieber Bürgermeister Hermann Holzner,
ich bedanke mich freundlich für die Einladung zum Festakt anlässlich der Partnerschaftsfeier mit der Stadt Milanówek. Leider kann ich an der Feier nicht teilnehmen, da ich anderweitig verpflichtet bin. Das bedaure ich sehr, kann es aber leider nicht ändern. Ich will aber deutlich machen, wie sehr ich mich über die Partnerschaft Welzheims mit der polnischen Stadt Milanówek freue.
In diesen Tagen bin ich in anderem Zusammenhang an die „Ostdenkschrift“ der evangelischen Kirche in Deutschland erinnert worden.
Den ersten großen Anstoß für den Prozess der Versöhnung mit unseren Nachbarn im Osten hat wohl das „Tübinger Memorandum“ aus dem Jahr 1961 gegeben. Darin haben herausragende Vertreter des deutschen Protestantismus, unter ihnen Carl Friedrich von Weizsäcker, Werner Heisenberg, Klaus von Bismarck, Georg Picht und Ludwig Raiser eine Richtungsänderung der deutschen Politik und die Anerkennung der Oder-Neisse-Linie als deutsche Ostgrenze gefordert. Auf der Basis dieses Memorandums hat die Kammer der EKD für öffentliche Verantwortung unter dem Vorsitz von Professor D. Dr. Ludwig Raiser, Tübingen, eine Denkschrift erarbeitet und die EKD hat diese 1965 mit einem Vorwort des EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Kurt Scharf veröffentlicht.„Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“ ist als so genannte „Ostdenkschrift“ bekannt geworden und hat den Weg zu einer politischen Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen geebnet. Durch heftige gesellschaftliche und politische Diskussionen und Kontroversen hindurch ist sie zum wesentlichen Impuls für die „neue Ostpolitik“ geworden. Gemeinsam erinnerten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Polnische Ökumenische Rat (PÖR) am 14. September 2005 an die Veröffentlichung vor damals 40, heute 43 Jahren. Sie „hat den Weg zu einer politischen Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen geebnet.“ Die Impulse aus der Ostdenkschrift sind „trotz einer so reichen Wirkungsgeschichte noch nicht an ihr Ende gekommen.... Eine Reihe von Herausforderungen ist geblieben. Solche Herausforderungen stellen sich in veränderter Form und fordern zu weiteren Schritten im Versöhnungsprozess heraus.“
Die Städtepartnerschaft Welzheim - Milanówek ist die Annahme der Herausforderung und ein Schritt im Versöhnungsprozess.
Ich möchte auch meinerseits allen herzlich danken, die in den vergangenen Jahren diesen Prozess begonnen und vorangebracht haben und wünsche der Städtepartnerschaft ein allezeit mit Leben erfülltes Gedeihen mit vielen guten Begegnungen und positiven Erfahrungen.
Mit freundlichen Grüßen und guten Gedanken
Ihr /Euer
Eberhard Braun