An die Redaktion
der Stuttgarter Zeitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute Morgen lese ich in der Stuttgarter Zeitung auf Seite 1:
„Etwa 50 Demonstranten haben gestern den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs besetzt.“ Dann der Verweis auf Seite 17. Dort steht:
„Etwa 100 Demonstranten haben gestern .....den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs besetzt.“
Parallel dazu höre ich SWR 1:
50 Demonstranten haben den Nordflügel besetzt, vor dem Bahnhof demonstrierten etwa 3000.
Wir sind ja mittlerweile daran gewöhnt, dass Politiker, Parteien und viele Institutionen und Organisationen es je nach Interesse mit der Wahrheit mal mehr, mal weniger genau nehmen.
(Siehe auch die Meldungen zur Demo am 10. Juli. Da sagte die Polizei 5000 und die Veranstalter 20000 TeilnehmerInnen und ich meine – auch wenn PISA-Studien nahe legen, dass viele Deutsche nicht mehr auf drei zählen können – so weit können Schätzungen nicht auseinander liegen!
Aber es ist ja klar: die einen wollte sagen, der Widerstand ist ganz unbedeutend und die anderen: er ist gewaltig!)
Mit einem sorgsamen Umgang mit der Wahrheit hat das alles nichts zu tun. Es wird gelogen, dass sich Bahngleise biegen und die viel zitierte Glaubwürdigkeit der Politik, der Medien, staatlicher Organe und Institutionen entschwindet in unerreichbare Abgründe. Dass die als unabhängig firmierende und als seriös gelten wollende Stuttgarter Zeitung heute in ein-und derselben Ausgabe verschiedene Zahlen nennt, ist wieder ein Beleg dafür.
Ihr
gez. Eberhard Braun