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Iris Radisch über Auroville
Stadt der Morgenröte -von Iris Radisch | 05. Januar 2011
In der südindischen Siedlung Auroville leben seit mehr als 30 Jahren Aussteiger aus aller Welt: Eine Gemeinschaft ohne Armut, Leistungsdruck und Egoismus. Nur das Karma macht
Arbeit

© yashima/flickr.com
Das 2008 vollendete Matrimandir ist das Meditationszentrum von Auroville
Wir alle kennen Tina. Sie sitzt morgens an unserem Frühstückstisch und geht abends mit
uns ins Bett. Die Geheimzahl unserer Kreditkarte mögen wir gelegentlich vergessen, an
Tina denken wir noch im Schlaf. Tina ist zwar nichts als eine traurige, permanent mit den
Achseln zuckende Theorie, ersonnen von ebenso traurigen und permanent mit den Achseln
zuckenden Soziologen. Doch dafür hat sie uns im Griff. Wir atmen in ihrem Rhythmus,
unser Herz schlägt in ihrem Takt. Mit vollem Namen heißt Tina There is no alternative, zu
Deutsch: Es gibt keine Alternative zum westlichen Lebensstil.
Tina ist eine mächtige Göttin. Sie verspricht uns im Tausch gegen unsere Seele Wohlstand
und Bequemlichkeit, warme Wohnzimmer, leise surrende Autos, gut geschnittene Anzüge
und so weiter. Das ist, verglichen mit anderen göttlichen Leistungsprofilen, wenig, aber
zum Ausgleich garantiert uns Tina jedes Jahr mehr von dem wenigen, und kaum jemand
möchte sie gegen eine weniger bequeme Gottheit tauschen. Nur wenn Tina mal weghört
und gerade wieder irgendwo ein paar Finanzmärkte in die Brüche gehen, ein paar Helden in
Depressionen versinken oder große Bahnhöfe unter die Erde gepflügt werden, fragt sich der
eine oder andere: Gibt es nicht doch irgendwo auf dieser Welt eine Alternative zu unserem
verrückten westlichen Way of Life?

Das kleine Flugzeug auf dem Monitor der Lufthansa-Maschine trudelt gerade irgendwo
über Pakistan. Ich lege endlich das neueste, endlos öde Mittelstandsepos von Jonathan
Franzen entnervt zur Seite und stimme mich auf mein Reiseziel am anderen Ende der
Welt ein. Neben dem gerade hochgelobten Schmöker des Westens, den ich auf der ganzen
Reise nie mehr aus der Tasche ziehen werde, habe ich noch eine vergilbte Broschüre
im Handgepäck. Es sind Gedanken der französischen Philosophin und Lehrmeisterin
Mirra Alfassa, geboren 1878 in Paris, gestorben 1973 in Puducherry, Südindien, eine
tief überzeugte Anti-Tina, die von ihren Anhängern nach hinduistischer Tradition »die
Mutter« genannt wird. Ein kurzer Text, den sie Ein Traum genannt hat, beginnt so: »Es
sollte irgendwo auf der Erde einen Platz geben, an dem die spirituellen Bedürfnisse und
die Sorge um geistigen Fortschritt wichtiger sind als die Befriedigung der Bedürfnisse
und Leidenschaften, wichtiger als die Suche nach Vergnügen und materiellem Genuss.«
Aus diesem Traum wurde Wirklichkeit. Im Jahr 1968 wurde in Indien, unweit von
Puducherry, der Grundstein zur Verwirklichung dieses Traums gelegt: Auroville, die Stadt
der Morgenröte.
Seit Jahren schon wünsche ich mir, nach Auroville zu fahren. Ein Flecken Erde am Golf
von Bengalen, aus dem Nichts gebaut, an dem in den siebziger Jahren eine Handvoll
Menschen nach den Ideen von Mirra Alfassa versuchten, das Leben noch einmal zu
erfinden. Eine neue Stadt zu bauen, eine Gesellschaft zu gründen ohne Konkurrenzkampf,
ohne Geld, ohne Egoismus, ohne Examen, ohne Strafen, ohne Autos, ohne Werbung, ohne
Schlachthäuser, ohne Hurenhäuser, ohne Schulzwang, ohne Drogen, ohne Fleisch und ohne
Alkohol.
Tief in der Nacht erreiche ich das Paradies, 150 Kilometer südlich von Chennai, 7500
Kilometer von Hamburg entfernt, nach zehn Stunden Flug und einer dreistündigen
Autofahrt durch schlafende Dörfer, in denen frei herumlaufende Kühe die Durchfahrt
versperren. Im Paradies ist es um drei Uhr nachts leer, dunkel und heiß, hier und da
sitzen Paradieswächter auf weißen Plastikstühlen an den Weggabelungen und winken uns
freundlich weiter. Im Gästehaus Afsanah hat man auf mich gewartet, ich bekomme zur
Begrüßung eine Flasche kaltes Aurovillewasser und bleibe mit dem Geschrei der Vögel,
der Hitze und den Sternen allein.
Das Paradies habe ich mir nicht so still und nicht so karg vorgestellt. Am Morgen
weckt mich zwar kein Autoverkehr, aber auch kein Harfenspiel. Wieder nur das sich
überschlagende Rufen der Vögel. Die rote Sandpiste vor dem Gästehaus: leer. Rechts und
links neben der Sandpiste: nichts als Bäume. Keine Wegweiser, keine Kaffeehäuser, keine
Läden. Irgendwo verloren im grünen Gestrüpp: weiße und lehmfarbene Architektenhäuser,
die vor dreißig Jahren mit ihren ehrgeizig geschwungenen Dächern, üppigen Rundungen
oder kühnen Winkeln mal der letzte Schrei gewesen sein mögen. Das erste Gefühl: wie Eva
im Urwald, kurz nachdem die Sache mit dem Apfel und der Schlange passiert ist. Nur viel
heißer.
In diesem Paradies brauchen Adam und Eva einen Motorradführerschein
Als sich in den frühen siebziger Jahren die ersten europäischen Aussteiger und
Indienfahrer, die im Aschram bei Mirra Alfassa im benachbarten Puducherry hängen
geblieben waren, in Auroville ansiedelten, war hier noch Ödnis. Mirra Alfassa entwarf
gemeinsam mit dem Pariser Architekten Roger Anger auf dem Reißbrett eine futuristische
Stadt in Form eines galaktischen Spiralnebels. Man baute ein paar Hütten, deckte die
Dächer mit Bambus und Palmwedeln, schichtete Dämme auf, um den Monsunregen zu
kanalisieren, machte die Landschaft fruchtbar und pflanzte Bäume. Mit bloßen Händen,
hölzernen Baugerüsten und Erdkrügen, die von Hand zu Hand, von Kopf zu Kopf gereicht
wurden, begann man die Stadt der Zukunft zu errichten. Von der Energie, die von der
Mutter und dem Gemeinschaftsgeist der ersten Jahre ausgegangen sein muss, erzählen die
weißhaarig gewordenen Ureinwohner, asketische, beeindruckende Senioren, die ich beim
Mittagessen in der Gemeinschaftsküche treffe, noch heute mit leuchtenden Augen.
Alte Bilder zeigen sehr junge und sehr ernste Menschen in Shorts und mit beseelten
Gesichtern, die am Paradies auf Erden bauen. Als Mirra Alfassa 1973 hochbetagt starb,
war noch nicht viel davon zu sehen. Die ursprünglich geplanten Zonen der Stadt, eingeteilt
nach ihrer Nutzung in Arbeits-, Kultur-, Wohn- und internationale Zone, umschlossen von
einem landwirtschaftlichen Gürtel, sind noch immer nicht vollendet. Gerade entstehen
zahlreiche mehrstöckige Apartmenthäuser, merkwürdige weiße Raumschiffe im Grün.
Das Matrimandir, ein gigantischer, technisch aufwendiger Bau mit einer beeindruckenden
ganz in Weiß gehaltenen Meditationshalle, wurde erst 2008 fertig. Die vergoldete Kuppel
sieht aus, als hätten Außerirdische ein riesiges Ei in der Mitte dieses Dschungelstädtchens
versehentlich fallen gelassen.
Das Paradies ist keine rückwärtsgewandte Idylle aus selbst gewebten Leinenkleidern und
liebevoll beschilderten Wanderwegen. Adam und Eva brauchen hier zumindest einen
Motorradführerschein, ein Motorrad und etwas Benzin, denn Auroville ist weitläufig, zum
Radfahren zu feucht und zu heiß (im Sommer über 40, im Frühherbst noch immer über 35
Grad). Weil ich bereits an diesem ersten paradiesischen Anforderungsprofil scheitere und
mich außerdem in dem Gewirr aus immer gleich aussehenden leuchtend roten Sandwegen,
die durch den dichten Urwald führen, nie zurechtfinden würde, holt mich Lisa auf ihrem
Motorrad ab.
Lisa ist eine junge, energische Deutsche mit langem blondem Haar, hellem Teint und
grünblauen Augen. Obwohl sie auf Englisch träumt, spricht sie akzentfrei Deutsch, mit
indischer Satzmelodie. Sie ist eine typische Aurovillianerin, international, ernsthaft
und hilfsbereit, voller Begeisterung und alles andere als romantisch. Ihre momentane
Beschäftigungslage ist wie bei den meisten Aurovillianern, die den ganzen Tag über
auf dem Weg von einem Termin zum nächsten mit wehendem Haar und nackten Füßen
auf Motorrädern durch den Wald preschen, zumindest angespannt zu nennen: Neben
den Unterrichtsstunden, die sie indischen Schulabbrecherinnen in einem der vielen
Sozialprojekte gibt, neben den Gästeführungen durch Auroville, dem Frisbee- und
Tangounterricht, den Übersetzertätigkeiten bei der Hellinger Familienaufstellung macht
Lisa auch noch eine Ausbildung in Heilmedizin und Hypnotherapie. Der Satz, den ich in
den nächsten Tagen am häufigsten von ihr hören werde: » I have an appointment« (»Ich
habe eine Verabredung«).
Ob jung oder alt – alle arbeiten oder meditieren von früh bis spät
Diese Emsigkeit ist angeblich nicht dieselbe, die uns Westler mit hängender Zunge durchs
Leben hetzt. Das erklärt mir Herr Chandra, ein pensionierter Hamburger Airbus-Ingenieur,
der in Auroville eine Berufsschule für junge Inder gründete, zu der mich Lisa quer durch
tamilische Dörfer, Kuh- und Ziegenherden kutschiert hat. Der unermüdliche Arbeitseifer
der Aurovillianer, sagt Herr Chandra, diene nicht der Wohlstandsmehrung. Er hänge mit
dem Karma-Yoga, dem Yoga der Arbeit, zusammen.
Spätestens hier muss ein großer Name in Leuchtbuchstaben erwähnt werden: Sri
Aurobindo, geboren 1872, aufgewachsen in England, gestorben 1950 in Puducherry. Der
indische Freiheitskämpfer, Philosoph, Literaturwissenschaftler, Dichter, Erleuchtete,
Gründer des Aschrams in Puducherry, Gefährte von Mirra Alfassa, ist die Leitfigur
dieses Paradiesprojektes. Seine Schriften stehen in Auroville in jedem Haus. Man
studiert sie in privaten Lesezirkeln oder in dem Forschungszentrum Savitri-Bhavan, wo
man Aurobindos weltumspannendes Epos Savitri mit den annähernd tausend Seiten in
englischen Pentametern gerade zum sechsten Mal gemeinsam auslegt. Bei Vollmond wird
auch draußen an der Sri-Aurobindo-Statue aus den Werken des Dichters vorgelesen.
Wir halten hier mal einen Moment an. Denn an dieser heiklen Stelle des Berichtes könnte
die westliche Paradies-Besucherin sich die Sache einfach machen. Nichts fällt dem
Ungläubigen leichter als ein ironischer Unterton in Glaubensfragen. Doch ohne den
Glauben an ein höchstes Bewusstsein – man darf auch Gott sagen – gäbe es Auroville
nicht. Genauso wenig wie die vielen ernsthaften Gesichter, die vergeistigten Hugo-
Ball- und Joan-Baez-Gestalten, die mittags in der Essensschlange der solar betriebenen
Gemeinschaftsküche auf ein köstliches indisches Gericht warten. Denn der eigentliche
Grund, aus dem man in Auroville nicht zwischen 95 Joghurtsorten wählen kann, keine
Parkplatzsorgen und keine Steuerberater kennt, ist nicht nur der Überdruss am westlichen
Materialismus. Es ist Sri Aurobindos Lehre von der Einheit in der Vielheit und vom
geistigen Wachstum.
Das klingt gut, ist aber offensichtlich mindestens so arbeitsintensiv wie unser Geschufte
fürs Bruttosozialprodukt. Den ganzen Tag über sieht man die Aurovillianer nicht,
weil sie alle, vom Jüngsten bis zum Ältesten, pausenlos arbeiten. Und wenn die
wenigen Restaurants um 21 Uhr schließen und außer den anschwellenden Gesängen des
Gehirnfiebervogels nichts mehr zu hören ist, arbeiten oder meditieren sie noch immer.
Zerstreuung und Unterhaltung sind Werte aus einer Lebenswährung, die in Auroville nicht
in Umlauf ist. Wenn man sich nach außen »verlebt«, erklärt mir Lisas Mutter Ela, dann
kann die innere Flamme, die in uns brennt, verlöschen, dann lebt man an seinem Dharma
vorbei. Und außerdem: Wozu braucht der Mensch noch Freizeitvergnügen, wenn die Arbeit
doch keine Arbeit mehr ist, sondern das ganze tief empfundene Leben?
In Auroville steht man früh auf. Die Dream-Catcher-Gruppe, die über die neue solar- und
windradgestützte Architektur Aurovilles nachdenkt, trifft sich seit Jahren morgens um
sechs. Danach tagt die Housing-Gruppe. Sie legt die Vergabe des Wohnraumes fest, für den
jeder Neu-Aurovillianer je nach Wohnraumbedarf eine Summe zwischen 13000 und 50000
Euro bezahlen muss, die er bei Abbruch des Auroville-Experimentes nicht zurückbekommt.
Womöglich trifft sich auch noch die Newcomer-Gruppe, die über die Aufnahme der
neuen Aurovillianer (nach ein bis zwei Probejahren) entscheidet. Vielleicht auch noch die
Finanzgruppe, die das Geld verwaltet, das die Auroville-Betriebe an die Gemeinschaft
abführen. Regierung und Administration sind ein oft chaotischer, basisdemokratischer
Prozess. Alle großen Auroville-Themen – das Ideal der vereinten Menschheit, Spiritualität,
Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Sozialarbeit, Internationalität, innere und äußere
Entwicklung – werden in einem endlosen Diskussionsprozess zusammengeführt.
Was bisher davon zu sehen ist, ist ein komfortables, aber einfaches Leben von ungefähr
2000 Menschen aus 44 Nationen (davon jedoch 41 Prozent Inder, 15 Prozent Franzosen,
13 Prozent Deutsche, 5 Prozent Italiener und 4 Prozent Niederländer). In zum Teil
abenteuerlichen und fantasievollen, zum Teil öden, futuristischen (die Aurovillianer
sagen: »visionären«) Bauten leben sie ein erfülltes Leben. Für Besucher und Einwanderer
ist Auroville offen (es gibt einige sehr schöne Gästehäuser), sofern man sich an den
aurovillianischen Lebensstil anpasst. Geld ist als tägliches Zahlungsmittel kaum noch im
Einsatz. Doch obwohl alle denselben monatlichen Freibetrag bekommen, im free store
Grundnahrungsmittel und gebrauchte Kleidung frei erhalten, sind soziale Unterschiede
zu sehen. Niemand soll sich einem gleichmacherischen Zwang unterwerfen. So gibt es
auch hier die Schweizer Familie mit der großen Villa, die man hinter dem üppigen Park
kaum sieht. Es gibt die Dame mit dem Pariser Haarschnitt und den langen Ohrgehängen.
Es gibt die vielen tamilischen Hausangestellten, die kochen, putzen, Ochsenkarren steuern,
mit der Handsichel den Rasen mähen. Ausschließlich von der Arbeit als Lehrer, Koch,
Reinigungskraft oder Kindergärtnerin lebt nur ein Fünftel der Aurovillianer. Das Besondere
an Auroville ist nur, dass man es auch bleiben lassen kann.
Nach Hause, nach Rom, Paris, Amsterdam, Brüssel oder Oldenburg, fahren die
Aurovillianer kaum noch. Sie fühlen sich fremd im kalten Westen. »Was soll ich mir
in Paris die Gesichter in der Metro ansehen?«, sagt Jean-Yves, Ende fünfzig, barfuß,
Pferdeschwanz, im früheren Leben Manager, in Auroville Weltgeschichtslehrer an der Last
School (fünfzehn Schüler, zehn Lehrer), an der es keine Noten und keine Abschlüsse gibt
und jeder Schüler seinen Stundenplan selber zusammenstellen kann. Um seine Schüler,
sagt er, reiße man sich überall auch ohne förmliche Abschlüsse, weil die völlig verschulten
Kinder des westlichen Leistungssystems für die postindustrielle Arbeitsgesellschaft, in der
immaterielle Werte immer wichtiger würden, viel schlechter ausgerüstet seien.
Alle sagen dasselbe. Die ehemalige Lufthansa-Stewardess aus Hamburg, die ehemalige
Professorin für englische Literatur aus London, der ehemalige Student aus Lille, die
ehemalige Physiotherapeutin aus München – niemand scheint in diesem heißen Urwald
mit seiner ufomäßigen Reißbrett-Architektur, in dem es keine Schaufenster, keine
Pensionsgrenze und keinen Urlaubsanspruch gibt, auch nur irgendetwas zu vermissen. Oder
vielleicht doch eines: die über Jahrzehnte gewachsenen Freundschaften, die man zu Hause
zurückgelassen hat.
Einsam aber ist niemand. Wer krank wird, kann sich genauso auf die Gemeinschaft
verlassen wie Alte und Hilfsbedürftige. Noch ist alles in der Balance. Wie es sich anfühlen
wird, wenn hier irgendwann einmal mehrere Zehntausend Menschen mit ihren Motorrädern
durch die Nacht knattern, kann man sich noch nicht vorstellen. Aber Auroville hat das
Wunder vollbracht, den alten Geldmenschen zu überwinden, und wird auch mit solchen
Kleinigkeiten fertigwerden.
Am letzten Abend fahren Lisa und ich zum Matrimandir, ins Zentrum Aurovilles. Im
benachbarten Amphitheater hören wir im Sonnenuntergang eine Tonbandaufzeichnung
von Mirra Alfassa. Mit ihrer weit ausschwingenden, schon ein wenig zerbrechlichen
Tragödinnenstimme deklamiert sie die Anfangsverse des großen Epos von Sri Aurobindo:
»Es war die Stunde bevor die Götter erwachen. / Über dem Pfad des göttlichen
Geschehens / lag einsam der Geist der Nacht / in ihrem ewigen Tempel / unbeweglich
hingestreckt am Rand der Stille.« Wie zur Bestätigung dieser göttlichen Stunde durchzieht
eine Schar großer Vögel den entflammten Himmel über dem dunklen Wald. Die Abendluft
ist wie grauer Samt. Dann ist es wirklich sehr still. Und mir scheint, selbst Tina hält ein
paar selige Sekunden lang einfach mal die Klappe.
COPYRIGHT: ZEIT ONLINE ADRESSE: http://www.zeit.de/2011/02/Indien-Auroville
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neu dazugekommen  
  Fridolin Stier: Jesus von Nazaret vor dem Bild des Christus (anderes..)

Link: Fridolin Stier - Gedicht Genesis (guck mal)

Predigt Oferdingen 30.10.2011 (predigten)

mit Karl Napf zu Matth. 20-Arbeiter im Weinberg (s. an-ein-aussprüche)

Predigt Pfullingen 16.10.2011

aktuelle Sprüche (s. unten)












 
aktuelle Sprüche  
  Systemfehler
Bei einer Veranstaltung für ältere Menschen in einer Schwarzwaldgemeinde waren auch die beiden Pfarrer des Dorfes anwesend. In der Pause fragte der Entertainer den katholischen Geistlichen, warum die Kirche sich moralisch fast ausschließlich auf den §218 konzentriere und zum Beispiel zur Lüge, die sich auch verheerend auswirke, nichts sage. Der Pfarrer stutzte eine Sekunde und erwiderte dann: "Gegen die Lüge kann man nichts machen, darauf beruht unser ganzes System." Napf erschrak über die Offenheit, da das Programm aber weiterging, konnte er nicht einmal fragen, welches System der Geistliche gemeint habe, das weltliche oder das religiöse oder gar beide.
Gefunden bei Karl Napf: (http://karlnapf.net/)



„Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird.“ (Karl Barth, Die kirchliche Dogmatik Band III/4, Zürich 1951, S. 525.)
 
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