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Schule der Nackten
Ernst Augustin hat den ersten FKK−Roman der Welt geschrieben

Alexander ist Althistoriker, Asien−Experte und kein junger Mann mehr. Er ist längst nicht mehr in dem Alter, in dem man sich ausprobiert mit dem Gefühl, dass überhaupt nichts passieren kann, dass man eigentlich alles noch vor sich hat. Nein, Alexander sind die eigenen Grenzen so vertraut wie die Tempelprostitution im alten Ninife oder die Geschichte des Tantra−Kults, um nur zwei seiner Spezialgebiete zu nennen. Auf
intellektueller Ebene ist er mit allen exotischen Wassern gewaschen, er ist in seinem Leben auch viel herumgekommen, und doch (oder gerade deshalb?) muss er eines Tages entdecken, dass die verrücktesten Stammesrituale nicht in Indien gepflegt werden, sondern bei ihm zu Hause, in München!
In der Nachbarschaft seiner Wohnung befindet sich nämlich die lange Bretterwand eines Freibads. Und dahinter herrschen ganz andere Sitten als sonst in der Hauptstadt des Freistaats. Naheliegend, dass es Alexander eines Tages auf die andere Seite dieser Wand verschlägt. Durch dieses denkwürdige Ereignis wird
er zum Helden der Schule der Nackten, des neuen Romans von Ernst Augustin:  Es gibt dort eine Freizone, wo ich alles ablege. Alle Bindungen, alle erworbenen Eigenschaften, meinen Beruf, meinen Namen, meine gesamte Vergangenheit, auch Schuhe und Strümpfe, das Hemd mit dem Armani−Etikett, die Hose von Bonard  und das gesamte Unterzeug. Ich gebe meine gehobene Stellung ab, den Schutz und den Schirm, den Anstand und die Begierde (denn die ist dort nicht angebracht), vor allem aber gebe ich meine Scham ab. Oder besser, die Schämigkeit.
Einen  schweren Sommer  lang wird das Jakobi−Bad für Alexander zum bevorzugten Forschungsgebiet. Über Wochen studiert er Bäuche, Brüste und gewaltige Hinterteile mit der Nüchternheit des Ethnologen. Sein Ziel ist dabei nicht zuletzt die Selbsterkenntnis als Mann:  Da lagen sie, meine Brüder, alle in Drohhaltung,
gespreizt ausgespreitet und bis zum Anschlag aufgeklappt. Hatten offenbar das Bestreben, alles, was sie besaßen, möglichst rot und roh vorzuführen, zumindest nichts zu verbergen obwohl es sowieso nichts zu verbergen gab.
Unerschrocken nimmt Ernst Augustin die vielgestaltigen Spielarten und Oberflächen nackter Menschen ins Visier. Über weite Strecken wird sein Roman zum Rausch der intimen Details. Beim Lesen fragt man sich unweigerlich, warum es bislang eigentlich keinen solchen FKK−Roman gab, wo doch bereits Franz Kafka sein Glück unter Nackedeis gesucht hat, ganz zu schweigen von der Freikörper−Euphorie in der Weimarer Republik und in der DDR.
Es mag daran liegen, dass die Sache literarisch unter Umständen sehr peinlich hätte ausgehen können. Vielleicht musste erst jemand wie Ernst Augustin kommen, um sich in unseren Schambereich vorzuwagen. Wie bei keinem anderen deutschen Autor scheint sich bei ihm der anatomische Blick des frühen Gottfried Benn mit dem treffsicheren Humor von Loriot zu vereinen. Das mag unwahrscheinlich oder übertrieben klingen, aber so ist es. Für das heikle Thema der Nacktheit sind Augustins medizinisch geschulte Wahrnehmung, seine formale und sprachliche Kühnheit und sein enormes Talent für Dialoge einfach ein Glücksfall.
Als Adolf Muschg 1989 den Kleist−Preis an Ernst Augustin verlieh, gab er zu, dessen Bücher lange übergangen zu haben, weil sie einfach zu gut seien. Den mittlerweile 76−jährigen Romancier und Psychiater aus München konnte man leicht ignorieren, denn zum Literaturbetrieb hielt er stets Distanz. Ohne viel Aufhebens von seiner Person zu machen, hat er seit dem viel beachteten Debüt Der Kopf von 1962 einen
ebenso virtuosen wie komischen, einen so spielerischen wie tiefgründigen Erzähl−Kosmos geschaffen, zu dessen Höhepunkten sein neues moralfernes Lehrstück über die Haut, die Vergänglichkeit und die Leidenschaft alter Männer gehört. Die Schule der Nackten bildet den Auftakt einer überfälligen Werkausgabe:
Zeitgleich erscheint die verbesserte Neuausgabe des Afghanistan−Epos Mahmud der Bastard aus dem Jahre 1992.
Das krisengeschüttelte Afghanistan? Augustin arbeitete dort von 1958 bis 1962 als Arzt.  Ach, Afghanistan, in meinen Träumen liegt es immer im Regen, die spitzen schwarzen Berge und die ausgesägten Grate der Kakaowüste, die wir jeden Monat einmal durchfahren, um zum Brückenjob nach Shindan zu gelangen. In meinen Träumen heißt der Regen: Gefühl. Obwohl es in Afghanistan nie geregnet hat, soweit ich mich erinnere &  Das Zitat stammt aus Raumlicht (1976), Augustins persönlichstem und vielleicht bestem Buch. Neben München und Ostdeutschland gehört Afghanistan zu den Zentralregionen auf seiner literarischen Landkarte. Wobei der Orient oft für eine Zeitvorstellung steht, mit der sich der Abstand zwischen der
Gegenwart und der Vergangenheit auf fantastische Weise verkürzen lässt, sozusagen für eine andere Orientierung.
Nur so war es Augustin möglich, einen funkensprühenden Roman über Mahmud von Ghazni zu schreiben, der
im Jahre 1000 sein Unwesen trieb. Und ein Abglanz dieser asiatischen Allgegenwart überträgt sich in der Schule der Nackten auch auf   nomen est omen   Alexander, als er sich mitten in der begierdefreien Zone des Jakobi−Bads in eine junge Frau verliebt:  Das Karma, legte ich dar, habe uns zusammengeführt, immer
wieder, durch die Jahrtausende, als Könige oder Bettler, in guten und bösen Zeiten, und wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben. Fast glaubte ich selbst daran.
Sein frühgeschichtliches Spezialwissen nutzt Alexander unverhüllt zur gar nicht mal billigen Anmache, und Ernst Augustin hilft es dabei, die Münchner Freikörper−Gesellschaft mythisch und literarisch zu überhöhen.
Denn die Romane dieses Erzählers lassen sich nicht einem landläufigen Realismus zuordnen. Die Schule der Nackten ist kein mimetischer FKK− und München−Roman, wie er vielleicht von einem amerikanischen Autor zu erwarten wäre, sondern Augustins neunter großer Versuch, die verwirrende Systematik psychischer
Systeme künstlerisch zu spiegeln. Seit den Absturzfantasien, Unterwelten und Traumlandschaften in Der Kopf arbeitet er an einer Poetik der psychischen und körperlichen Ausnahmesituationen. Seine Romane sind keine Parabeln, sondern intellektueller Extremtourismus.
So überrealistisch viele von Augustins Geschichten sind, sowenig wirken sie abstrakt oder ausgedacht. Alles wird so anschaulich wie möglich geschildert, besonders die orientalischen Verstiegenheiten und westlichen Wahngebäude. Das mag Augustin bei Kafka gelernt haben. Aber eigentlich muss man in seinem Fall gar keine Vergleiche aus der Literaturgeschichte bemühen. Schließlich gehört er zu den seltenen Autoren seiner Generation, die man schon nach wenigen Sätzen an ihrem Tonfall erkennt   zu schweigen von seinen außergewöhnlichen Schauplätzen und seinem Humor.
Vor ein paar Jahren forderte der unvermeidliche Maxim Biller das Ende der deutschen
Schlappschwanzliteratur. Ernst Augustin sind alle Kraftmeier−Posen fremd. Er kann sich auf seine Wahrnehmungskunst verlassen, die auch der männlichsten Regung gewachsen ist:  "Voluminös, satt glänzend lag es da. Wegen der offensichtlichen Schwere zur Seite geneigt. Ein Gebilde, das einem schon das Fürchten lehren konnte, und das, ich muß es noch einmal betonen, ohne eigentliche Erektion, nur als Materialmasse. Heilige Sch..."!

Von Jan Bürger | © DIE ZEIT 09.10.2003 Nr.42
Ernst Augustin
Die Schule der Nackten
dtv



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Predigt Oferdingen 30.10.2011 (predigten)

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Predigt Pfullingen 16.10.2011

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Bei einer Veranstaltung für ältere Menschen in einer Schwarzwaldgemeinde waren auch die beiden Pfarrer des Dorfes anwesend. In der Pause fragte der Entertainer den katholischen Geistlichen, warum die Kirche sich moralisch fast ausschließlich auf den §218 konzentriere und zum Beispiel zur Lüge, die sich auch verheerend auswirke, nichts sage. Der Pfarrer stutzte eine Sekunde und erwiderte dann: "Gegen die Lüge kann man nichts machen, darauf beruht unser ganzes System." Napf erschrak über die Offenheit, da das Programm aber weiterging, konnte er nicht einmal fragen, welches System der Geistliche gemeint habe, das weltliche oder das religiöse oder gar beide.
Gefunden bei Karl Napf: (http://karlnapf.net/)



„Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird.“ (Karl Barth, Die kirchliche Dogmatik Band III/4, Zürich 1951, S. 525.)
 
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