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Pfullingen 16.10.2011

Predigt am 16.10. 2011 in der Magdalenenkirche Pfullingen

 

Mk 9,17-29

17 Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht. 19 Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! 20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. 21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! 25 Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, sodass die Menge sagte: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. 28 Und als er heimkam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 29 Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.

 

Liebe Gemeinde!

Um wen geht’s da eigentlich, frage ich mich. Wer ist die Hauptperson in dieser Geschichte?

·  die Menge, streitende Schriftgelehrte, Gegner Jesu, Stasi-Spitzel, die ihm eine Falle stellen wollen, Einer aus der Menge: ein Vater mit seinem Kind, das epileptische Anfälle hat., die Jünger, die nix auf die Reihe kriegen. Und Jesus.

Der Vater wird am häufigsten genannt. Der ist anscheinend besonders wichtig. Es geht wohl um seinen Glauben. Und zunächst um seine Verzweiflung, die man ja gut verstehen kann.

 

Von Kind auf hat der Bub diese Anfälle.

Das stelle ich mir vor:

die Panik der Eltern, von der Mutter ist ja nicht die Rede, aber die gehört doch dazu. Die Angst, dass etwas passiert, dass das Kind sich beim Anfall verletzt. Plötzlich und unvorsehbar fällt ein Mensch um, krampft, schlägt um sich, hat Schaum vor dem Mund, verliert das Bewusstsein: Epilepsie, Fallsucht. Da wird ein Vater, wenn’s denn vorüber ist, argwöhnisch, misstrauisch, übervorsichtig auf sein Kind schauen, obs denn vielleicht doch Anzeichen gibt. Ob etwas zu verhindern ist. Und es ist nicht zu verhindern.

Im Gegenteil:

Auch der Junge fängt an sich zu beobachten, sich zu kontrollieren, Angst vor dem Anfall, Angst vor der Angst des Vaters. Er fühlt sich schuldig. Natürlich fühlt er sich schuldig. Er ist schuld, dass es dem Vater nicht gut geht. Weil es ihm nicht gut geht, weil er die Anfälle nicht unter Kontrolle bekommt.

Ganz verzweifelt ist der, der kommt gar nicht damit klar: Er  geht durchs Feuer und versinkt im Wasser: Todesangst.

Die Journalistin Christine Keck hat im evangelischen Magazin Chrismon einen Artikel veröffentlicht: in dem über Kettenmenschen in Afrika berichtet wird (Vortrag in der City-Kirche):

„Nehmt euch in Acht vor dem Verrückten“, warnen die Alten im Dorf Kemena in Burkina Faso, und die Jungen hören darauf. Schon die Berührung eines Epileptikers, eines Schizophrenen, eines Manisch-Depressiven könne dazu führen, dass die teuflischen Geister überspringen auf die Gesunden, behaupten sie. Und deshalb machen sie in ganz Westafrika mit den Kranken, was sie mit den Hunden nie machen würden: Sie sperren sie zu Tausenden und Abertausenden weg, ketten sie an, schlagen sie mit Metallklammern in Holzstämmen fest. Die Verrückten gelten als Aussatz der Gesellschaft – eine soziale Isolation, wie sie früher auch in Europa verbreitet war, und das nicht nur auf dem Land. Die Angst vor den Geisteskranken ist nichts Neues.

So kann man den Vater schon verstehen: vielleicht ist er wieder einmal aus dem Haus gerannt.

Hat den Jungen gepackt: Da ist ein Wundermann im Ort.

Da gehen wir jetzt hin. Alles hat nicht geholfen. Vielleicht hilft das.

 

Lass doch, hat die Mutter gesagt. Wir müssen das einfach annehmen, akzeptieren. Er ist krank. Lass ihn  doch in Ruhe.

Aber nein: Das muss man doch ändern können. Von wegen krank. Er ist besessen. Das ist ein böser Geist. Den muss man austreiben.

Der Vater in unserer Geschichte liebt sein Kind: wenn es gesund ist, keinen Anfall hat. Die Krankheit treibt ihn zur Verzweiflung. Krankheit ist Schuld, ist Besessenheit.

 

Das Kind aber spürt nur: ich darf nicht sein, was ich bin.

Sprachlos, stumm wird der Geist genannt.

Natürlich: ein Geist der Sprachlosigkeit, ein Geist des Verstummens hat Besitz ergriffen von diesem Menschenkind:

Ich darf nicht sagen, was in mir ist, das verkraftet der Vater nicht, das kann er nicht annehmen, da zeigen die Leute mit den Fingern, da schreien sie und verdammen, oder schauen weg und ignorieren., legen in Ketten. In der allerletzten Konsequenz bringen sie um, merzen aus, liquidieren.  Droben in Grafeneck z.B., wo heute Nachmittag um 14.30 Uhr ein Gedenkgottesdienst stattfindet für jene 10 654 Menschen, die dort im Jahr 1940 umgebracht wurden.  Auch hier hat es lange gedauert bis der Geist des Verschweigens ausgefahren ist: nicht sehen, nicht hören, nicht reden

Szenenwechsel:

Ich stelle mir einen jungen Menschen vor, der spürt, dass er sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Er hört, wie über Schwule geredet wird. In der Clique, unter Erwachsenen, in der Kirche. Jetzt sind sogar schon Pfarrer schwul! Aber im Pfarrhaus geht das nicht. Die Bibel sagt: das ist Sünde. Das hört er.

 

Was bleibt ihm denn? Was soll er denn tun? Er muss verschweigen, wer er ist und wie er ist. Jahrelang muss er sein Gefühl bekämpfen, seine Veranlagung verleugnen. Es bringt ihn fast um, es macht ihn krank.

So wie der Junge in unserer Geschichte, der um des Vaters willen immer und immer wieder versucht gut zu sein, nicht zu fallen, keinen Anfall zu bekommen.

Es kann ihm nicht gelingen.

 

So ist das liebe Gemeinde und es geht nicht um Besessene, psychisch Kranke, Suchtabhängige, Behinderte, Schule und Lesben. Es geht um uns: Da ist die fundamentale Wahrheit des Evangeliums! Es kann und wird und muss euch nicht gelingen, das was ihr im Innersten auch seid, zu bekämpfen, an die Kette zu legen, umzubringen, zu töten. Sünder und Gerechte seid ihr, Glaubende und Kleingläubige, Ungläubige, Verzweifelte. Stark seid ihr und schwach, gesund und krank. Heldinnen und Angsthasen. 

  „Sei ein Sünder und sündige kräftig, aber vertraue noch stärker und freue dich in Christus, welcher der Sieger ist über die Sünde, den Tod und die Welt!“ schreibt Martin Luther im August 1521 in einen Brief an Philipp Melanchthon. So versteht der Reformator am Anfang seiner Mission das Evangelium.

 

Das ist die Lösung unserer Geschichte.

Das eigentliche Wunder ist nicht, dass der Junge geheilt wird, sondern dass der Vater sich so verändern kann.

Ich glaube Herr, hilf meinem Unglauben. Ich lasse los, ich will es nicht mehr richten. Ich wills nehmen, wie es ist.

 

Nur durchs Gebet könne das gelingen, sagt Jesus am Ende und meint damit doch wohl nicht jenes Gebet, das mit aller Gewalt versucht Gott in meinen Willen zu zwingen, sondern das wahre, tiefere, das sich fallen lässt hinein in Gott.

Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe (Gethsemane, Vater unser).

     Herr, schicke, was du wilt,

     ein Liebes oder Leides

     Ich bin vergnügt dass beides

     aus deinen Händen quillt (Mörike)

So ist die Frage um wens denn da geht am Ende so beantwortet:

es geht um uns, um die Frage nach der rechten Art unseres Glaubens. Wie finden wir jenen Glauben, der uns trägt, der frei macht, dem alle Dinge sind möglich sind?

Ich höre diese Antwort:

·  Sich selbst und das Kind, die andern, andersartigen, andersfarbigen, anders denkenden, anders fühlenden, anders lebenden Menschen lassen, in Gottes Hand hinein loslassen.

·  Freigeben und frei lassen und so lieben.

·  Den eigenen Schatten, die Angst freigeben, freilassen und so lieben.

·  Die Sünde lassen, die Schuldfrage lassen, den Stolz, die Rechthaberei, den Kleinmut, die Verzagtheit, die Krankheit lassen, freigeben und in der Liebe hinter mir lassen.

In einem wunderbaren Gedicht, das zur eisernen Ration meines Lebens gehört, sagt Erich Fried:

Es ist Unsinn sagt die Vernunft

Es ist was es ist sagt die Liebe

 

Es ist Unglück sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst

Es ist aussichtslos sagt die Einsicht

Es ist was es ist sagt die Liebe

 

Es ist lächerlich sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich sagt die Erfahrung

Es ist was es ist sagt die Liebe

 

Das ist das ganze Evangelium.

Dieser Glaube, der sich ganz und gar Gott überlässt, ist der Sieg, der die Welt überwindet. Amen

 

 

Wichtiger Hinweis  
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http://ebebraun.tumblr.com/
 
neu dazugekommen  
  Fridolin Stier: Jesus von Nazaret vor dem Bild des Christus (anderes..)

Link: Fridolin Stier - Gedicht Genesis (guck mal)

Predigt Oferdingen 30.10.2011 (predigten)

mit Karl Napf zu Matth. 20-Arbeiter im Weinberg (s. an-ein-aussprüche)

Predigt Pfullingen 16.10.2011

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Bei einer Veranstaltung für ältere Menschen in einer Schwarzwaldgemeinde waren auch die beiden Pfarrer des Dorfes anwesend. In der Pause fragte der Entertainer den katholischen Geistlichen, warum die Kirche sich moralisch fast ausschließlich auf den §218 konzentriere und zum Beispiel zur Lüge, die sich auch verheerend auswirke, nichts sage. Der Pfarrer stutzte eine Sekunde und erwiderte dann: "Gegen die Lüge kann man nichts machen, darauf beruht unser ganzes System." Napf erschrak über die Offenheit, da das Programm aber weiterging, konnte er nicht einmal fragen, welches System der Geistliche gemeint habe, das weltliche oder das religiöse oder gar beide.
Gefunden bei Karl Napf: (http://karlnapf.net/)



„Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird.“ (Karl Barth, Die kirchliche Dogmatik Band III/4, Zürich 1951, S. 525.)
 
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